Was ist ein Abseilachter und wie funktioniert er?

Was ist ein abseilachter und wie funktioniert er?

Für sicheres Klettern ist der Abseilachter unverzichtbar. Hier erfährst du alles rund um den Achter als Abseil- & Sicherungsgerät.

Nicht nur im alpinen Bereich, auch im Klettergarten oder der Kletterhalle gilt: Für ein gefahrloses Klettern ist ein funktionierendes Sicherungs- und Abseilgerät unverzichtbar. Der so genannte (Abseil-) Achter gilt als absoluter Klassiker unter den Abseilgeräten. In diesem Artikel erfährst du alles, was du über den Abseilachter wissen solltest.

Was versteht man unter einem abseilachter? 

Seinen Namen verdankt der Abseilachter seiner charakteristischen Form: In der Regel handelt es sich um eine 15-20 cm große Acht aus Aluminium. Bei Feuerwehr- und Rettungseinsätzen sowie dem Abseilen schwerer Lasten werden aber auch Modelle aus Edelstahl verwendet. Je nach Einsatzzweck kommen Abseilachter in verschiedenen Größen und Formen sowie mit verschiedenen Umlenkungsmöglichkeiten daher. Während er in der Halle mittlerweile überwiegend durch andere Sicherungsgeräte ersetzt wurde, findet der Abseilachter beim Alpinklettern oder im Klettergarten nach wie Anwendung, sei es, um eine vorgestiegene Route hinterher wieder abzubauen oder beim Erklettern von Routen mit Mehrseillängen. Im Klettersport dient der Achter jedoch nicht nur dem Abseilen, sondern erfüllt hier ebenfalls die Funktion eines Sicherungsgeräts.

Der abseilachter beim klettern: 1. abseilen 

Grundsätzlich kann das Abseilen mit dem Achter als eine sichere Abseilmethode betrachtet werden, die insbesondere unter Alpinkletterern auch heute noch weit verbreitet ist. Die Anwendung des Abseilachters ist dabei vergleichsweise einfach: Zunächst wird die kleine Öse des Achters mit einem Schraubkarabiner am Klettergurt befestigt, ehe das Kletterseil einmal um den Achter und die große Öse gelegt wird. Durch die Reibung des Seils entsteht eine Bremswirkung, die ein sicheres Abseilen ermöglicht. Auch wenn sich das Einbinden mit dem Abseilachter recht einfach gestaltet (schließlich benötigt man nur einen HMS-Karabiner), solltest du folgende Grundregeln beachten, um (schweren) Kletterunfällen vorzubeugen: 

1. Unerwünschtes Blockieren verhindern: 
Achte unbedingt darauf, dass sich lose Kleidungsstücke, Haare oder auch das Kinnband des Kletterhelms nicht im Achter verfangen. Andernfalls kann es passieren, dass der Achter blockiert und du dich unter Umständen nicht mehr selbstständig befreien kannst.

2. Denke daran, dass sich die Bremshand stets unterhalb des Achters befinden sollte. Nur so kann eine optimale Bremswirkung erzielt werden. Das Gleiche gilt auch beim Einziehen des Seils: Hier solltest du davon absehen, mit der Bremshand beide Seilstränge zu umfassen, da die Bremshand sonst ebenfalls oben bleibt, sobald das Seil belastet wird.

3. Sicherung des Karabiners
Hat der Achter zu viel Bewegungsspielraum, kann sich die Verschlusssicherung des Karabiners öffnen. Um dieser Gefahr entgegenzuwirken, kannst du den Abseilachter entweder mit einem Gummiband fixieren oder direkt auf einen Karabiner mit Automatik- oder Schraubverschluss zurückgreifen.

4. Bei der Verwendung von Schraubkarabinern ist es wiederum möglich, dass sich der Karabiner in der Anseilschlaufe des Gurtes dreht, woraufhin es zu einer Querbelastung und, damit einhergehend, zu einem Bruch des Karabiners kommen kann. Ein Schraubkarabiner mit Verdrehsicherung verspricht hier Abhilfe.

5. Arbeite immer mit Hintersicherung
Solltest du das Bremsseil aus Versehen loslassen, rutscht das Seil ungebremst durch. Stürze mit teils schweren Verletzungen sind dann die Folge. Aus diesem Grund solltest du das Seil beim Abseilen mit dem Achter immer zusätzlich sichern. Bewährt hat sich hierbei ein Prusikknoten, ein weit verbreiteter Klemmknoten. Die Prusikschlaufe wird anschließend mit einem weiteren Karabiner am Beingurt des Klettergürtels befestigt. 

Der abseilachter beim klettern: 2. sicherung

Lange Zeit haben Sportkletterer den Achter nicht nur zum Abseilen, sondern auch zum gegenseitigen Sichern verwendet. Hierbei macht man sich die durch den Achter erzeugte Reibung des Seils zunutze, um Stürze abzumildern. Wegen der oben beschriebenen Gefahr des Aushängens des Karabiners ist auch beim Sichern das Fixieren des Achters mit einem Gummiband oder Tape bzw. die Verwendung eines Safelockkarabiners zwingend erforderlich. Trotz der vergleichsweise einfachen Anwendung wird der Achter inzwischen nur noch selten als Sicherungsgerät genutzt. Stattdessen erfreuen sich hier moderne Tubes oder auch halbautomatische Sicherungsgeräte steigender Beliebtheit. Und das nicht ohne Grund. Denn auch bei sachgemäßer Anwendung bringt der Abseilachter einige Nachteile mit sich. 

Probleme beim sichern mit dem abseilachter

Höherer Kraftaufwand: 
Der wohl größte Nachteil des Abseilachters besteht in der, im Vergleich zu anderen Sicherungsgeräten, geringen Bremswirkung von 2,0 bis maximal 2,5 kN. Zum Sichern mit dem Achter ist also deutlich mehr Kraftaufwand vonnöten, weswegen er als Sicherungsgerät für Kinder und Kletterneulinge eher nicht infrage kommt.

Schwieriges Handling bei Doppel- und Zwillingsseilen: 
Besonders kraftraubend ist die Verwendung eines Achters auch in Verbindung mit Doppel- oder Zwillingsseilen. Abgesehen davon ist auch die Handhabung bei mehrsträngigen Seilen relativ kompliziert.

Probleme bei Touren mit Mehrseillängen: 
Da der Abseilachter seine volle Bremswirkung nur dann entfalten kann, wenn das Brems- und das Lastseil in entgegengesetzte Richtung verlaufen, ist er zum Sichern auf Mehrseillängentouren in der Tat nur bedingt geeignet. Sobald die Seile in ein und dieselbe Richtung verlaufen, verringert sich die Bremskraft auf etwa 1,3 bis 1,5 kN. Das ist beispielsweise immer dann der Fall, wenn ein Vorsteiger einen Nachsteiger von oben sichert oder wenn der Vorsteiger am Standplatz vorbei in das Seil stürzt.

Krangelbildung: 
Kommt der Abseilachter als einziges Sicherungsgerät zum Einsatz, besteht außerdem die Gefahr, dass sich das Seil in sich verdreht („Krangeln“. Allerdings ist die Krangelbildung hier wesentlich geringer als es bei anderen Sicherungsmethoden der Fall ist. 

Auf einen blick: vor- und nachteile des abseilachters 

+ bewährtes Abseilgerät
+ einfache Handhabung und geringe Fehleranfälligkeit
+ gute Bremswirkung bei Vorstiegssicherung
+ wenig Krangelbildung und geringer Seilverschleiß

- Probleme bei der Sicherung mit Doppel- und Zwillingsseilen
- für Anfänger und Kinder nicht geeignet
- keine Sicherung am Standplatz möglich
- Gefahr des Aushängens des Karabiners (Zusätzliche Fixierung erforderlich) 

Tube und grigri: moderne alternativen zum abseilachter 

Als Sicherungsgerät eignet sich der Abseilachter vor allem für erfahrene Kletterer, die beispielsweise einen Vorsteiger vom Boden aus sichern möchten. Für Klettereinsteiger stellen halbautomatische Geräte wie der Grigri oder so genannte Tubes eine gute Alternative dar. Gerade letztere sind einfach und mit relativ wenig Kraftaufwand zu bedienen. Halbautomaten bieten wiederum zusätzliche Sicherheit im Falle eines Sturzes sowie ein hohes Maß an Komfort, die richtige Anwendung vorausgesetzt. 

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