Knotenkunde - Die 8 wichtigsten Kletterknoten

Knotenkunde - die 8 wichtigsten kletterknoten

Achterknoten, Prusik & Halbmastwurf: Erfahre jetzt alles über die wichtigsten Knoten, die du beim Klettern kennen solltest.

In Kombination mit dem Klettergurt ist es deine Lebensversicherung in luftiger Höhe: Das Kletterseil. Kletterseile gibt es in vielen verschiedenen Längen und Ausführungen, als statisches oder dynamisches Seil, Einzelstrang, Doppel- oder Zwillingsseil. Doch das hochwertigste Kletterseil nützt dir wenig ohne den passenden Knoten, um das Seil am Klettergurt oder der Felswand zu befestigen. Vor allem beim Alpinklettern müssen die Knoten nahezu blind beherrscht werden, auch im Notfall, bei Dunkelheit oder Ermüdung. In diesem Artikel stellen wir dir die wichtigsten Knoten(-arten) vor, die du als Kletterer auf jeden Fall in petto haben solltest.

Knoten beim klettern: der passende knoten für jede gelegenheit 

Je nach Situation und Sportart kommen beim Klettern unterschiedliche Knoten zum Einsatz, wobei beim Alpinklettern für gewöhnlich mehr Knoten benötigt werden als beim Sportklettern. Darüber hinaus kann man zwischen drei verschiedenen Arten von Kletterknoten unterscheiden: 

Mithilfe eines Anseilknotens wird das Kletterseil in den Klettergurt eingebunden. Dieser Knoten sollte somit sowohl einfach zu knüpfen als auch leicht zu lösen sein. Gleichzeitig muss ein Anseilknochen immensen Belastungen standhalten und das idealerweise auch dann noch, wenn er sich bereits etwas gelockert hat. Außerdem sollte sich der Knoten beim anfänglichen Partnercheck leicht überprüfen lassen. Zu den typischen Anseilknoten zählen unter anderem der doppelte Achterknoten sowie der doppelte Palstek (Bulin).

Verbindungsknoten wie der Sackstich oder der (doppelte) Spierenstich dienen, wie der Name bereits sagt, der Verbindung zweier gleichstarker Seile, beispielsweise beim schnellen Abseilen im Falle eines unerwarteten Wetterumschwungs.

Klemmknoten zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich entlang eines Seils weiterschieben lassen, sich bei Belastung aber wiederum von selbst zuziehen. Somit eignen sie sich hervorragend als Hintersicherung beim Abseilen oder als mobiler Sicherungspunkt an Seilen. Selbst das Hochklettern an einem Seil ist mit zwei verschiebbaren Klemmknoten möglich. Für eine optimale Klemmwirkung werden diese Knoten mit einer kurzen Reepschnur geknüpft, deren Durchmesser in etwa ein Drittel (oder höchstens die Hälfte) des Kletterseils betragen darf. Wird der Durchmesser hingegen zu klein gewählt, ist die Klemmwirkung häufig zu groß. Der wohl bekannteste Klemmknoten ist der Prusikknoten.

Sicherungsknoten sind Knoten zum Sichern der Kletterer, sowohl beim Klettern als auch beim Abseilen. Hierunter fallen z.B. der Mastwurf oder der Halbmastwurf. Aber auch Klemmknoten wie der Prusik können als Sicherungsknoten fungieren.

Stopperknoten sorgen dafür, dass das Ende des Kletterseils nicht komplett durch das Abseil- oder Sicherungsgerät gezogen wird. Aber auch beim Knüpfen anderer Knoten wird das Ende mit einem Stopperknoten gesichert.

Knotenkunde: stecken vs. legen von kletterknoten 

Die meisten der gängigen Kletterknoten können sowohl gesteckt als auch gelegt werden. In Abhängigkeit vom Einsatzzweck und der Situation kommt entweder die eine oder die andere Variante eher infrage:

Stecken: 
Ein Knoten wird „gesteckt“, wenn man die Seilführung des Knotens mit einem (oder beiden) Enden erst nach und nach aufbaut.

Legen: 
Beim „Legen“ wird der Knoten direkt in der Mitte des Seils geknüpft, ohne dass dabei das Seilende zu Hilfe genommen wird. 

Knotenlatein für kletterneulinge: weitere grundbegriffe der knotenkunde

Um zu verstehen, wie die verschiedenen Kletterknoten gesteckt bzw. gelegt werden, solltest du folgende Fachbegriffe auf jeden Fall kennen:

Stehendes vs. loses Ende: 
Unter dem „stehenden Ende“ versteht man den Teil des Seils, der nach dem Knüpfen des Knotens belastet wird, wohingegen das „lose“ Ende, also der meist kürzere Teil des Seils, zum Binden des Knotens genutzt wird. Die Unterscheidung der beiden Enden spielt eine wichtige Rolle beim Knüpfen von Kletterknoten: Verwechselst du die beiden Enden, kann unter Umständen ein ganz anderer Knoten entstehen.

Formst du mit dem Seil eine Art Kreis und führst das Seil dabei an sich selbst wieder zurück (allerdings ohne das Seil dabei zu kreuzen), bezeichnet man dies als Bucht.

Verdrehst du die Bucht einmal, sodass sich das Seil selbst kreuzt, wird daraus ein so genannter Kreuztörn. Führst du das Seil stattdessen um einen Gegenstand herum, entsteht ein einfacher Törn (Beim „Rundtörn“ wird das Seil wiederum 1,5 Mal um den Gegenstand geführt).

Als Auge bezeichnet man die Lücke, die entsteht, wenn man mit dem Seil einen Kreuztörn, eine Schlinge oder eine Schlaufe – also ein „Loch“- bildet.

Während sich das Auge einer Schlinge bei Belastung zuzieht, bleibt das Auge einer Schlaufe bestehen, unabhängig davon, wie stark das Seil belastet wird.

Stek: Der Begriff „Stek“ bezieht sich auf einen Knoten, der um einen Gegenstand herum geknüpft wird. 

1) Der (doppelte) achterknoten

Beim doppelten Achterknoten handelt es sich um den Standardknoten zum Einbinden des Kletterseils in den Gurt.

Anleitung

Gelegt: 
Lege zunächst eine Bucht, dann mit dem doppelten Seil eine zweite Bucht. Verdrehe die erste Bucht zwei Mal. Stecke zu guter Letzt die erste Bucht durch das Auge der nun doppelt verdrehten zweiten Bucht.

Gesteckt: 
Um das Kletterseil am Gurt befestigen zu können, knüpfst du als erstes einen losen Achtknoten, indem du mit dem losen Ende ein Auge legst, einen einfachen Törn machst und das Seil schließlich durch das Auge zurückführst. Lass dabei ein ca. 1 m langes Ende überstehen und führe dieses durch die Einbinde-Schlaufe am Klettergurt. Dann folgst du dem Knotenverlauf des einfachen Achtknotens rückwärts, bis ein „doppelter“ Achterknoten entsteht.

Vorteile: 
Da insbesondere der doppelte Achterknoten vergleichsweise leicht zu erlernen ist und ebenso leicht im Partnercheck überprüft werden kann, ist dieser Knoten gerade unter Kletterneulingen weit verbreitet. 

Nachteile: 
Einmal zugezogen lässt sich der doppelte Achterknoten nur sehr schwer wieder lösen. Zudem ist das Risiko, beim Umlenken hängen zu bleiben, bei dieser Art Knoten relativ hoch. 

2) Der doppelte bulin

Genau wie der doppelte Achterknoten zählt auch der doppelte Bulin zu den Anseilknoten. Der doppelte Palstek (wie der Knoten auch genannt wird) eignet sich dabei vor allem für das Einbinden des Seils unter besonders schwierigen Kletterbedingungen. 

Anleitung:

Gelegt: 
Der doppelte Bulin wird gelegt, wenn du den Knoten in der Mitte eines Seils knüpfen oder ein „weiches“ Auge (Bulin-Auge) in eine Bandschlinge legen willst, z.B. zum Errichten eines Standplatzes. Hierfür nimmst du das Seil doppelt und bildest damit eine Bucht. Stecke das Ende dann durch das entstandene Auge und stülpe die Bucht über den kompletten Knoten.

Gesteckt: 
Ziehe das Seilende durch die Schlaufe des Klettergurtes und knüpfe das Seil zu einem einfachen Palstek. Gehe dabei wie folgt vor: Bilde ein kleines Auge (der feste Teil sollte dabei unten liegen, der lose Teil etwas länger sein als der Gesamtumfang der späteren Schlaufe). Stecke schließlich das lose Ende von unten durch das Auge, sodass eine Schlaufe entsteht. Fahre danach um den festen Teil des Knotens herum und führe ihn von oben erneut durch das Auge zurück, bis beide Enden parallel aus dem Auge herauskommen. Achte darauf, dass das freie Ende ca. 70 cm lang ist und fahre den Palstek nun noch einmal nach. Zu guter Letzt wird der Knoten gut festgezogen.

Vorteile: 
Da sich der doppelte Palstek, im Gegensatz zum doppelten Achterknoten, selbst nach einem Sturz relativ einfach öffnen lässt und auch bei extremen Bedingungen (wie z.B. bei Eis und Schnee) ein einfaches Handling ermöglicht, erfreut sich der doppelte Bulin vor allem bei professionellen Kletterern großer Beliebtheit.

Nachteile: 
Zwar lässt sich der doppelte Bulin leicht öffnen, ist aber gleichzeitig auch schwieriger zu knüpfen als der beliebte Achterknoten. Darüber hinaus lässt sich beim Partnercheck schwerer überprüfen, ob der Knoten auch tatsächlich richtig gebunden wurde. 

3) Sackstich 

Der Sackstich ist ein zwar selten angewandter, aber im Zweifelsfall durchaus nützlicher Knoten zum Verbinden zweier Seile. 

Anwendung
Zum Knüpfen des Sackstich bildest du zunächst einen Überhandknoten (Nimm hierfür das lose Seilende und winde es einmal um den stehenden Teil). Ziehe den Knoten nicht zu, sondern knüpfe stattdessen mit dem zweiten Seil einen weiteren Überhandknoten, ehe du die beiden Seile miteinander verknotest. 

Vorteile und Nachteile: 
Der doppelte Sackstich ist zwar sehr leicht zu knüpfen, lässt sich nach (großer) Belastung aber nur schwer wieder lösen. Gleichzeitig ist der Knoten nicht besonders fest. 

4) Doppelter spierenstich 

Der doppelte Spierenstich kann auf zwei verschiedene Arten (in Tropfen- oder in Linienform ) sowie einfach, doppelt oder gar dreifach geknüpft werden und stellt eine festere, und damit sicherere, Alternative zum Sackstich dar. 

Anleitung

Tropfenform: 
Nimm die beiden Seilenden parallel und knüpfe ein Ende mithilfe eines Überhandknotens (siehe oben) um das zweite. Als nächstes wird das zweite Seilende mit einem doppelten Überhandknoten über das kürzere geknüpft. Ziehe anschließend beide Schlingen fest und schiebe sie ineinander, indem du an den langen Enden ziehst.

Linienform: 
Lege die beiden Seilenden gegenläufig übereinander, bevor du ein Ende als doppelten Überhandknoten um das andere knüpfst. Nun wird das andere Seilende über das lange Ende des ersten Seils gelegt (ebenfalls in Form eines Überhandknotens). Ziehe die Knoten dann zu und schiebe sie gegeneinander, wie bereits bei der Tropfenform beschrieben. 

Vor- und Nachteile: 
deutlich fester als der Sackstich, aber auch wesentlich komplexer 

5) Der halbmastwurf (hms)

Der so genannte Halbmastwurf (auch: HMS) ist ein weitverbreiteter Sicherungsknoten zum Abseilen sowie zum Sichern im Vor- und im Nachstieg. Anwendung findet der HMS in erster Linie unter Alpinkletterern, wohingegen in der Kletterhalle stattdessen meist Sicherungsgeräte zum Einsatz kommen. Zum Knüpfen des Halbmastwurfes benötigst du zunächst einen HMS-Karabiner, in den du das Seil einhängen kannst. Im zweiten Schritt bildest du auf der Seite der Karabineröffnung eine Schlaufe. (Dabei solltest du darauf achten, dass das Seil, das aus dem Karabiner läuft über dem anderen liegt). Abschließend hängst du das entstandene Auge in den Karabiner ein. 

Vorteile:
einfache und effektive Knotentechnik 

Nachteile: 
Für Anfänger eher nicht geeignet, da sehr fehleranfällig 

6) Der mastwurf

Genau wie der Halbmastwurf, gehört auch der Mastwurf zu den Sicherungsknoten, Er ist vor allem für die Selbstsicherung sehr gut geeignet. Wird das Seil belastet, zieht sich der Knoten zu und blockiert nach beiden Seiten. Um das Seil zu befestigen, führst du das lose Seilende einmal um den Gegenstand herum. Dann nimmst du das lose Ende und führst es von links über das feste Ende, bis eine Art Kreuz entsteht. Anschließend führst du das lose Seilende ein zweites Mal um den Gegenstand herum. Zu guter Letzt steckst du das lose Ende durch das entstandene Auge und ziehst den Knoten fest. 

Vorteile: 
Der Mastwurf gilt als besonders praktisch, da er sich mit nur einer Hand knüpfen lässt, du dich also gleichzeitig mit der anderen Hand festhalten kannst. Darüber hinaus kann die Länge beliebig verstellt und der Knoten auch unter Belastung noch leicht gelöst werden. 

Nachteile: 
Bei einer Verwechslung mit dem Halbmastwurf besteht eine hohe Absturzgefahr! 

7) Prusik (prusikknoten, prusikschlinge)

Der Prusik (auch bekannt als Prusikknoten oder Prusikschlinge) wird im Klettersport meist als Klemmknoten verwendet, z.B. beim Abseilen in Mehrlängentouren. Nimm hierfür ein (nicht allzu langes!), dünnes Seil und binde daraus mit einem Sackstich oder Spierenstich (siehe oben) eine Schlinge – die so genannte Prusikschlinge. Im Anschluss daran knüpfst du mit der Schlinge einen lockeren Ankerstich um das zweite, dickere Seil. Der Ankestich ist ein weitverbreiteter Knoten zum Befestigen eines Seils an einem Gegenstand, der auch im Alltag häufig zu finden ist (beispielsweise an Kleidungsstücken). Lege als erstes eine möglichst enge Bucht um den Gegenstand (hier: das dickere Seil) und führe das parallelverlaufende Seil nun durch das Buchtende. Fertig ist der Ankerstich. Zum Schluss führst du das dünne Seil noch ein letztes Mal um das dicke Seil herum und ziehst den Knoten zu. 

8) Affenfaust

Als sogenannter Wurfknoten dient die Affenfaust der Beschwerung von Seilen, damit sich diese leichter über einen Gegenstand (z.B. einen Felsen) werfen lassen. Abgesehen davon kann die Affenfaust aber auch als Klemmsicherung genutzt werden, wo andere Hilfsmittel wie Klemmkeile nicht zulässig sind. Die Affenfaust wird geknüpft, indem du zunächst eine einfache Windung legst und diese dann drei (oder auch mehrfach) umwickelst. Anschließend wird das Seil von unten durch die Windung geführt und diese auch von der anderen Seite mehrfach umwickelt, eher der Knoten Schritt für Schritt zugezogen wird. 

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