
ZÄHLT BEIM RENNRADFAHREN FÜR TOPLEISTUNGEN WIRKLICH JEDES GRAMM AM RAD?
Der Kampf um das leichteste Fahrrad wird immer wieder neu ausgefochten trotz des Mindestgewichtes von 6,8 kg, das von der UCI im Wettkampf festgelegt wurde. Ist es denn ein wirkliches Plus, ein so leichtes Fahrrad zu haben? Hier sind unsere Erklärungen und Tipps zum Thema.

FAHRRADFAHRER HABEN SCHON IMMER VERSUCHT, SICH MÖGLICHST LEICHT ZU MACHEN.
Den Radfahrer leichter machen, mit mehr oder weniger harten Diäten, aber auch ihre Montur erleichtern, und dabei das Limit der UCI für Profiradfahrer von 6,8kg nicht überschreiten.
Ein Grenzwert, der für viele Räder heutzutage zu erreichen ist, und zwar soweit, dass zahlreiche Fahrradfahrer zusätzliche Gewicht an ihren Fahrrädern anbringen müssen, um 6,8kg zu erreichen.
Natürlich haben das Gewicht des Fahrrads und des Radfahrers ihre Bedeutung, vor allem bei Anstiegen. Bei einer Steigung von mehr als 8 % müssen 90 % dafür aufgewendet werden, dass die Schwerkraft und der Wiederstand überwunden werden müssen. Aber man darf auch nicht vergessen, dass der Radfahrer der Schwerste ist, und das in vielen Fällen das Gewicht des Rades nur 10 % des Gesamtgewichtes Mensch/Maschine ausmacht.
WIE ERHÖHT SICH DIE LEISTUNG, WENN DAS GEWICHT ZUNIMMT?
Auf flachen Strecken hat die Gewichtszunahme keinen wirklichen Einfluss, denn bis 50km/h werden 90% der Anstrengung in den Kampf gegen aerodynamsche Störungen aufgebracht. Bei einer Abfahrt ist das Gegenteil der Fall, je schwerer das Fahrrad, desto schneller wird es fahren. Man sollte also auf dem Teppich bleiben und nicht erwarten, dass eine Gewichtszunahme des Fahrrads die Leistung gleich deutlich erhöhen wird.
Ein Radfahrer, der 70kg wiegt (Rad von 8kg) und der einen Anstieg von 7 % hinauffährt und 300W entwickelt (also etwa meine Angaben), kann etwa 17,7km/h erreichen. Wenn er 3kg zulegen kann (Fahrrad und/oder Radfahrer), dann kann er (bei derselben Leistung) 18,2km/h erreichen, also eine Beschleunigung von 0,5km/h, also 6,1 Sekunden pro km. Ist der Anstieg 10km lang, sind das also 61 Sekunden. Bei einem Anstieg von 5 % beträgt der Zeitgewinn lediglich 38 Sekunden (denn er fährt schneller). Man kann die Gewichtszunahme also in Relation sehen...
Immer noch nach Fred Grappe sind 1kg zu schleppen bei einem Anstieg von 7/8 % immer noch 5W mehr, die es aufzuwenden gilt, um dieselbe Geschwindigkeit zu erreichen. Eine Zunahme von 100g führt also nur zu einem Gewinn von 0,5W... und 500g zu gerade einmal 2,5W. Bei einer Leistung von 300W sind das vernachlässigbare Gewinne.
Man sollte nicht vergessen, dass in den 90er Jahren das Rad eines Profiradrennfahrers rund 8,5kg wog. Wiegt dein Fahrrad also zwischen 7 und 8kg, dann gewinnst du nicht viel, wenn du ein Vermögen ausgibst, um es leichter zu machen. Ein Radwechsel kann allerdings dazu führen, dass dein Fahrrad sich auf der Straße anders verhalten wird.
DER GEWICHTSZUWACHS BEI DEN BEWEGLICHEN TEILEN
Eine Gewichtszunahme von 500g beim gesamten Reifen-Gestell-Gelenke-Aufbau entspricht einer Zunahme von 1kg auf die gesamte Statik des Fahrrads. Zudem bieten leichtere Felgen beim selben Anlass ein lebhafteres Verhalten des Fahrrads und bessere Beschleunigungsmöglichkeiten.
Aber auch hier ist Vorsicht geboten. Besser im Umfeld des Rads Gewicht gut machen als bei der Schaltung. Etwas leichtere Reifen erlauben also etwas mehr Wendigkeit, aber man muss den besten Kompromiss finden zwischen Erleichterung der Reifen und Wiederstand gegenüber Reifenpannen, denn je leichter ein Reifen ist, desto anfälliger wird er für Pannen. Ein bisschen Gewicht abzubauen, um 30s beim Aufstieg gutzumachen, ist schon gut, aber wenn man dann 5min verliert, um einen kaputten Reifen zu reparieren...
DER ERSTE, DER GEWICHT GUTMACHEN KANN, IST DER RADFAHRER SELBST
Das Material erhöht die Leistungsfähigkeit, aber wirklich nur marginal. Man wird vielleicht einige Sekunden herausschlagen können, vor allem beim Wettkampf, wo der Unterschied zwischen zwei Sportlern häufig minimal ist und wo jede Sekunde den Unterschied bringen kann.
Aber für diese Athleten ist ihr körperliches Potential bereits bis ins Äußerste ausgeschöpft, ob durch ihr Training, ihre Ernährung, etc...
Eine Gewichtsabnahme ist für Radfahrer im Normalfall einfacher zu realisieren (bis auf Radfahrer, die bereits Minimalgewicht haben) und ein gutes Training kann bis zu 10% Steigerung ermöglichen, während die Erleichterung des Fahrrads nochmal auf ein Wachstum von 4 bis 5% kommt.
Vorsicht jedoch, dass die Diät nicht zu drastisch wird, denn unter einem bestimmten Gewicht, dass sich Formgewicht nennt, nimmt die Leistung wieder ab, denn die Muskelmasse nimmt ebenfalls ab. Kommt man unter das Formgewicht bedeutet jedes Kilo weniger auch einen Leistungsverlust.
Ideal ist es, auf seine Ernährung zu achten, damit sie so ausgewogen wie möglich ist, und gleichzeitig Sport zu treiben. So nimmt der Fettanteil automatisch ab.