Wie funktioniert Segeln gegen den Wind?

Wie funktioniert das Segeln gegen den Wind?

Segeln gegen den Wind – funktioniert das überhaupt? Und wenn ja, wie? Erfahre mehr über die Winde beim Segeln und wie man auch voran kommt, wenn der Wind nicht von hinten weht!

Wind und Segeln hängen untrennbar zusammen. Damit sich ein Boot mit einem Segel auf dem Wasser nach vorn bewegt, muss der Wind wehen. Ist es windstill, kommt das Boot keinen Zentimeter voran. Dass der Wind aber stets von hinten oder maximal von schräg hinten wehen muss, um ein Segelboot zu bewegen, ist ein Irrglaube. Gute Segler können mit beinahe jedem Wind aus jeder Windrichtung umgehen.

Die Winde beim Segeln

Um das Prinzip des Segelns richtig zu verstehen, musst du die unterschiedlichen Winde beim Segeln kennen. Bei der Bewegung eines Segelbootes wirken:
- Der wahre Wind
- Der scheinbare Wind
- Der Fahrtwind


Der wahre Wind

Den Wind, den (nur) ein Laie für den Antreiber eines Bootes hält, nennt man den wahren Wind. In der Seefahrt bezeichnet dieser Begriff die Richtung und die Geschwindigkeit des meteorologischen Windes. Gemessen wird er von Wetterstationen, etwa an der Küste. Die Angabe der Windrichtung erfolgt mit den Himmelsrichtungen, die der Windgeschwindigkeit erfolgt in Meter pro Sekunde oder in Beaufort. Woher der wahre Wind weht, können die modernen Windmessanlagen auf Segelbooten annähernd berechnen. Dafür müssen sie allerdings mit einer GPS-Quelle ausgestattet oder verbunden sein, die den Kurs und die Geschwindigkeit des Bootes über Grund angibt.


Der Fahrtwind

Unter dem Fahrtwind versteht man den Gegenwind, der durch die Bewegung des Segelboots - oder jedes beliebigen anderen Fahrzeugs - hervorgerufen wird. Er entspricht der Geschwindigkeit des Segelboots (Fahrzeugs) und ist dessen Bewegungsrichtung um 180 Grad entgegengesetzt.


Der scheinbare Wind

Der scheinbare Wind ist der Wind, der an Bord eines Segelbootes wahrgenommen wird. Deshalb wird er auch als Bordwind bezeichnet. Der scheinbare Wind ergibt sich aus dem gemeinsamen Wirken von wahrem Wind und Fahrtwind. Eine Rolle in dem Zusammenspiel kommt darüber hinaus dem atmosphärischen Wind zu. Die Richtung, aus der der scheinbare Wind weht, wird von einem kleinen Fähnchen, dem Verklicker, an der Mastspitze angezeigt. Die Stellung der Segel unterscheidet sich je nach dem Kurs zum Wind. Ein weiterer wichtiger Begriff aus der Segelsprache ist der Trimm. Das ist die Wölbung im Segel. Auch dieser "Bauch" zeigt an, mit welchem Kurs sich das Segelboot bewegt.

Was bedeutet "gegen den wind Segeln"?

Laien haben oft eine sehr einfache Vorstellung vom Segeln: Der Wind schiebt das Segelboot durch das Wasser. Das aber ist nur dann der Fall, wenn der Skipper vor dem Wind fährt. So heißt der Kurs, bei dem der Wind von hinten auf das Segel wirkt. Trifft er also von hinten auf das Segel, bewegt sich das Boot auf Vorwindkurs. Trifft er dagegen von schräg hinten auf das Segel, spricht man vom Raumwindkurs.

In beiden Fällen vollzieht sich der Antrieb des Segelbootes durch den Widerstand, den seine Segel dem Wind entgegensetzen. Dabei wird die Luftströmung unterbrochen. Der Wind versucht deshalb, den durch das Segel aufgebauten Widerstand wegzuschieben.

Bei Vor- und Raumwindkurs haben das Segelboot und der Wind ungefähr die gleiche Richtung. Nur auf einem solchen Kurs wird der Vortrieb des Bootes durch den tatsächlichen Druck des Windes erzeugt. Eine eventuelle Strömung am Segel spielt zusätzlich keine Rolle.

Die unterschiedlichen Strömungen an einem Segel kommen immer dann ins Spiel, wenn der Segler nicht ausschließlich mit Rückenwind unterwegs ist. Und das ist tatsächlich sehr oft der Fall. Denn wohin sich ein Segelboot bewegt, welchen Kurs es nimmt, bestimmt derjenige, der im Boot sitzt. Mit dem richtigen Geschick bewegt er sich auch dann vorwärts, wenn er den Wind nicht im Rücken hat.

Gegen den Wind segeln ist ein oft gebrauchter Begriff aus der Segelsprache. Es bedeutet, das Boot genau in die Richtung zu bewegen, aus der der Wind weht. Praktisch ist das allerdings gar nicht möglich. Versuchst du es trotzdem, werden die Segel deines Bootes kraftlos im Wind flattern. Du bewegst dich keinen Zentimeter auf das Ziel zu und treibst im schlimmsten Fall sogar langsam zurück.

Wie funktioniert "gegen den Wind segeln"? Eine Erklärung

Halten wir fest: Dein Segelboot kannst du nicht direkt gegen den Wind bewegen. Aber du kannst dein Boot schräg gegen den Wind steuern. Diesen Kurs nennen Segler "Hart am Wind". Wie gut du dich mit deinem Segelboot auf diesem Kurs bewegen kannst, hängt von vielen Faktoren ab. Dazu gehören neben der Konstruktion deines Bootes auch der Typ der Segel und ihre Einstellung.

Um hart am Wind zu sein, muss der Winkel, mit dem der scheinbare Wind auf das Segel trifft, weniger als 90 Grad betragen. "Hart am Wind" bezeichnet den kleinsten, gerade noch segelbaren Winkel von Wind und Segel. Synonyme für "hart am Wind" sind auch "hoch am Wind" oder "gegenan".

Bei Rahseglern liegt der kleinste noch segelbare Wind in einem Bereich von 80 Grad bis 90 Grad. Sie sind nicht besonders gut geeignet, um gegen den Wind zu segeln.
Bei modernen Yachten allerdings, die zum Beispiel slupgetakelt sind, kann der Auftreffwinkel des Windes 30 Grad bis 45 Grad betragen. Slup bedeutet, dass das Boot im Verhältnis zu den großen Segeln recht klein ist.

Beim Segeln gegen den Wind nutzt du in der Hauptsache die Strömung der Luft entlang des Segels. Das Segel bewegst du dabei zur Mitte des Bootes. In der Seglersprache heißt das "dichtholen". Die dadurch entstehende Kraft steht quer zur Windrichtung.

Zusätzliche quer zur Fahrtrichtung wirkende Kräfte erzeugt dein Segelboot durch seinen Kiel. Manche Segelboote besitzen ein Schwert, der Effekt ist der Gleiche (nur besser). Aus beiden Kräften an Segel und am Kiel (Schwert) entsteht eine Kraft, die in der Vorwärtsrichtung wirkt.

Liegt dein Kurs gegen die Windrichtung, musst du dein Boot nicht nur hart am Wind segeln. Du musst auch kreuzen. Dabei läuft dein Boot in einem Zickzackkurs auf das Ziel zu. Die von dir zum Ziel zurückgelegte Strecke wird länger. Je härter dein Segelboot gegen den Wind laufen kann, desto weniger lang ist der zusätzliche Weg. Die notwendigen Winkel beim Kreuzen werden nämlich kleiner.

Drei Tipps für den Segler

Tipp 1: 
Um sich effektiv gegen den Wind bewegen zu können, musst du dein Boot erst auf eine höhere Geschwindigkeit bringen, bevor du den Kurs setzt. Das gilt unabhängig davon, wie die Windverhältnisse sind.

Tipp 2:
Es bringt nicht viel, beim Kreuzen direkter und damit "höher" auf das Ziel zuzusteuern. Lass deinen Kurs lieber um ein paar Grad abfallen und segle schneller. Sonst besteht zusätzlich die Gefahr, wegen der geringerer Geschwindigkeit abzudriften.

Tipp 3:
Achte darauf, dass sich beide Segel gleichmäßig und gleichzeitig entfalten. Ein häufiger Fehler besteht darin, sich zwar auf das Großsegel aber nicht zusätzlich auf den Klüver zu verlassen. Dessen Aufgabe ist es aber, das Drehmoment beim Wenden zu unterstützen. Das beschleunigt die Drehbewegung deines Bootes.

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