Kletterschlingen im Überblick - Expressschlingen, Bandschlingen und Co.

Kletterschlingen im überblick - expressschlingen, bandschlingen und co.

Schlingen beim Klettern gibt es verschiedene, so zum Beispiel Expressschlingen, Bandschlingen oder Standplatzschlingen. Doch was eignet sich wofür?

Egal ob am Felsen oder in der Kletterhalle, Kletterschlingen gehören zur Grundausstattung jeden Kletterers und dienen zur Sicherung beim Klettern. Daher sollten sie sowohl von Kletter-Neulingen als auch von Profis getragen werden. Ob Bandschlinge, Expressschlinge oder Standplatzschlinge, jede Kletterschlinge gewährleistet, dass du im Falle eines Absturzes nicht in die Tiefe fällst. Daher sind Kletterschlingen sowohl in Kletterhallen als auch beim Klettern unter freien Himmel unerlässlich.

Bandschlingen 

Bandschlingen gibt es in verschiedenen Ausführungen. Sprich, in verschiedenen Materialien als auch Längen. Die beliebten Kletterschlingen lassen sich vielseitig einsetzen. Ob beim Standplatzbau, zur Erweiterung von Zwischensicherungen oder zur Selbstsicherung. Dadurch, dass Bandschlingen meist aus Polyamid bestehen sind sie sehr flexibel, lassen sich gut verbiegen und knoten.

Bandschlingen aus Polyamid
(Nylon, Perlon)

Vorteile:
- Hohes Energie-Aufnahmevermögen durch Elastizität
- erhöht das Sicherheitspolster
- Knoten lassen sich gut wieder lösen

Nachteile:
- Vergleichsweise dick, schlecht am Gurt zu verstauen
- Rundmaterial nur vernäht empfehlenswert

Einsatzgebiete:
- Mehrseillängen-Klettern als vorbereitete Standplatzschlinge
- Selbstsicherungsschlinge, z.B. beim Abseilen
- mobile Zwischensicherungen

Bandschlingen aus Polyethylen
(Dyneema-Schlingen)

Vorteile:
- Leicht & dünn
- Hohe Kantenschnittfestigkeit
- Gut für Klemmknoten geeignet, erhöht das Sicherheitspolster

Nachteile:
- Niedriges Energieaufnahmevermögen, fast statisches Material, Rundmaterial nur vernäht empfehlenswert
- 6 und 8 mm Breite spätestens nach 5 Jahren ersetzen, bei häufigem Gebrauch bereits früher

Einsatzgebiete:
- Als Alpin-Expressschlinge
- Für T-Anker & Köpfelschlingen
- Zum Fädeln von Sanduhren und Hakenösen

Expressschlingen 

Expressschlingen sind ebenfalls vernähte Kletterschlingen, doch mit der Besonderheit, dass sie sich zwischen zwei Karabinern, die zur Befestigung am Felsen dienen, befindet. Durch die flexible Gelenkfunktion von Karabiner werden Expressschlingen ziemlich flexibel und eignen sich daher ideal zum Klettern in Kletterhallen, Alpinklettern als auch beim Sportklettern. 

Standplatzschlingen

Standplatzschlingen kommen vor allem beim Mehrseilklettern in Verwendung. Dies liegt daran, dass beim Mehrseilklettern innovative Standplatzschlingen einen sehr übersichtlichen und vor allem enorm schnellen Aufbau des Standplatzes ermöglichen. Anders als bei Band- oder Expressschlingen, benötigt eine Standplatzschlinge mindestens zwei Verbindungspunkte um ihren Zweck zu erfüllen.

Reepschnur

Reepschnüre sind dehnungsarme Seile mit einem geringen Durchmesser von 4-8 mm. Sie eignen sich ideal, um statische Lasten zu halten oder einen dynamischen Sturz zu stoppen. Beim Klettern finden sie vor allem Anwendung beim Aufstieg und Abseilen. Zur Absturzsicherung sind sie eher ungeeignet.

Polyamid-Reepschnur 
(Kern und Mantel aus Polyamid)

Vorteile:
- „Beißen“ am besten im Prusikknoten und haben geringe Mantelverschiebung

Nachteile:
- Geringe Reißfestigkeit im Vergleich zu Kevlar und Dyneema
- nicht geeignet zum Standplatzbau, als Selbstsicherungsschlinge oder für Zwischen-sicherungen (Sanduhren)

Einsatzgebiet:
- Als Kurzprusik beim Abseilen (am besten 6 mm)


Dyneema-Reepschnur 
(Kern aus Polyethylen, Mantel aus Polyamid)

Vorteile:
- Hohe Festigkeit
- Hohe Kantenschnittfestigkeit
- geringes Eigengewicht

Nachteile:
- Größere Mantelverschiebung als bei reinen Polyamidschlingen
- Niedriges Energieaufnahmevermögen (fast statisches Material)
- nicht geeignet zum Sichern für dynamische Belastungen (Vorstieg)

Einsatzgebiet:
- Als Standplatzkrake
- Zum Prusiken, für Köpfelschlingen und Sanduhren
- Für die behelfsmäßige Bergrettung
- Als Hilfsleine: zum Abseilen und zum Materialnachziehen in schweren Mehrseillängentouren


Kevlar-Reepschnur 
(Kern aus Aramid, Mantel aus Polyamid)

Vorteile:
- Hohe Festigkeit
- Hohe Kantenschnittfestigkeit

Nachteile:
- Größere Mantelverschiebung als bei reinen Polyamid Schlingen
- Das fast statische Material ist nicht geeignet zum Sichern für dynamische Belastungen (Vorstieg)

Einsatzgebiet:
- Zum Fädeln enger Sanduhren
- Als Standplatzkrake
- Zum Prusiken und für Köpfelschlingen

Safety first – was du bei einer Kletterschlinge beachten solltest

Die Haltbarkeit ist das A und O. Da du dich beim Klettern auf deine Kletterschlinge verlassen musst und häufig dein gesamtes Körpergewicht in der Schlinge hängt, ist eine regelmäßige Überprüfung der Haltbarkeit der Kletterschlinge unerlässlich. Denn nicht nur das Körpergewicht kann der Schlinge auf Dauer zu schaffen machen, auch äußere Einflüsse können die jeweiligen Materialien beanspruchen. Dazu gehören Einflüsse wie regelmäßige und starke Sonneneinstrahlungen, Abrieb als auch der ganz normale Verschleiß der durch die regelmäßige Nutzung der Kletterschlinge entsteht. 

Tipp: 
Überprüfe die Kletterschlinge vor und nach jedem Klettertraining. 

Da eine Kletterschlinge einen großen Teil der Sicherheit beeinflusst, muss diese gewissen Vorschriften einer DIN-Norm erfüllen. Genauer gesagt handelt es sich bei Kletterschlingen um die DIN-EN 566, welche die Materialien, Festigkeit und vieles mehr vorgibt, damit ein sicheres Klettern gewährleistet ist.

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